Kirchenfenster - was bedeuten die Tränen im Weinglas?

Kirchenfenster - was bedeuten die Tränen im Weinglas?

Schlieren durch Marangoni-Effekt

Vielleicht hast du es schon einmal beobachtet: Du schwenkst dein Weinglas, und an der Glaswand bilden sich langsam herablaufende Schlieren oder kleine Tränen. Diese sogenannten Kirchenfenster – manchmal auch Weinbeine oder Weintränen genannt – sind nicht nur schön anzusehen, sondern verraten auch einiges über den Alkohol-, Zucker- und Extraktgehalt im Wein.

  • Kirchenfenster, Tränen, Schlieren und Beine als Synonyme
  • Zeigen Konzentration von Alkohol, Zucker & Extrakt
  • Faustregel: Je mehr Schlieren, desto alkoholreicher
  • Sagen nichts über die Qualität aus

Wenn der Wein weint

Die Tränen entstehen, wenn du den Wein im Glas kreisförmig schwenkst. Danach läuft die Flüssigkeit langsam wieder nach unten – wie winzige Wasserläufe am Glasrand. Physikalisch erklärt sich dieses Schauspiel durch den sogenannten Marangoni-Effekt.

Kirchenfenster im Weinglas – Weintränen am Glasrand

Was steckt hinter dem Marangoni-Effekt?

Benannt nach dem italienischen Physiker Carlo Marangoni beschreibt dieser Effekt, wie sich Flüssigkeiten mit unterschiedlicher Oberflächenspannung verhalten. Alkohol verdunstet schneller als Wasser, wodurch am Glasrand mehr Oberflächenspannung entsteht. Der obere Film zieht dadurch Wein aus den unteren Schichten nach oben – bis er schließlich in Form kleiner „Tränen“ wieder herabläuft. Der Zuckergehalt verstärkt diesen Effekt zusätzlich.

Früher glaubte man, dass Glycerin für die Kirchenfenster verantwortlich sei, weil es die Viskosität erhöht. Heute weiß man: Glycerin spielt dabei kaum eine Rolle – der Effekt ist rein physikalisch.

Weintränen am Glas – physikalischer Marangoni-Effekt

Was die Kirchenfenster über den Wein aussagen

Faustregel: Je dichter und spitzer die Schlieren sind, desto höher ist der Alkohol- und Extraktgehalt. Breitere, rundere Tränen deuten auf leichtere Weine hin. Fehlen sie fast vollständig, spricht das für einen niedrigen Alkoholgehalt oder wenig Restzucker.

Wein mit dichten Kirchenfenstern – hoher Alkoholgehalt

Fazit: Schön anzusehen, aber kein Qualitätssiegel

Kirchenfenster sind ein faszinierendes Detail im Glas, aber sie sind kein Hinweis auf Qualität. Glasform, Temperatur und Zuckeranteil beeinflussen das Bild stark. Am Ende zählt: Wie schmeckt der Wein? Also – einfach schwenken, staunen und genießen.

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Fotocredits: @marcelgross.ch via Unsplash

Häufige Fragen (FAQ)

Was sind Kirchenfenster im Wein?

Das sind die Tränen oder Schlieren, die nach dem Schwenken am Glas herunterlaufen. Sie entstehen durch Unterschiede in der Oberflächenspannung zwischen Alkohol und Wasser.

Sagen Kirchenfenster etwas über die Qualität des Weins aus?

Nein, sie geben nur Aufschluss über Alkohol- oder Zuckergehalt – aber nichts über Qualität oder Reife.

Wann sieht man Kirchenfenster besonders gut?

Bei Weinen mit höherem Alkohol oder Restzucker, in sauberen Gläsern und bei Raumtemperatur.

Welche Weine zeigen starke Kirchenfenster?

Kräftige Rotweine, edelsüße Weißweine oder Dessertweine – sie haben meist einen höheren Alkohol- oder Zuckergehalt.