Orange Wine – was steckt dahinter? | 9Weine
Orange Wine ist nichts für schwache Nerven.
Orange Wine – was steckt dahinter? | 9Weine
Orange Wine ist nichts für schwache Nerven. Hier erfährst du, was diesen Wein so besonders macht, wie er entsteht und warum er als vierte Weinfarbe gilt – irgendwo zwischen Weiß, Rot und Rosé.
Orange Wine – nichts für schwache Nerven
Was ist Orange Wine?
Foto: Justin Aikin / Unsplash
Orange Wine – manchmal auch „Amber Wine“ oder „Skin-Contact Wine“ genannt – ist ein Wein, der technisch gesehen aus weißen Trauben gemacht wird, aber wie ein Rotwein entsteht. Der Unterschied: Bei der Herstellung bleiben die Beerenschalen wochenlang im Kontakt mit dem Most, was zu einer kräftigeren Farbe, mehr Struktur und einem völlig neuen Geschmackserlebnis führt. Die Farbe reicht dabei von dunklem Gold bis zu sattem Orange – daher der Name.
Wenn du dich mit den klassischen Weintypen auskennst, findest du hier eine Übersicht der wichtigsten Rebsorten.
Geschichte & Ursprung
Die Idee hinter Orange Wine ist alles andere als neu. Schon vor über 5.000 Jahren wurde in Georgien Wein in sogenannten „Qvevris“ hergestellt – großen, in der Erde vergrabenen Tonamphoren. Diese antike Methode der Weinbereitung wird bis heute angewendet und gilt als Ursprung der modernen Orange-Wine-Bewegung.
In den letzten Jahren haben Winzer in Italien (vor allem im Friaul), Slowenien und Österreich diese traditionelle Technik wiederentdeckt. Das Ergebnis: Weine, die völlig neue Facetten zeigen – kraftvoll, eigenständig und oft ein wenig wild.
Wie Orange Wine hergestellt wird
Bei der Herstellung wird der Weißwein nicht sofort von den Schalen getrennt, sondern zusammen mit ihnen vergoren. Das nennt man Maischegärung. Dieser Vorgang, der sonst nur bei Rotwein üblich ist, kann mehrere Wochen bis Monate dauern. In dieser Zeit lösen sich Farbstoffe, Tannine (Gerbstoffe) und Aromen aus den Traubenschalen und verleihen dem Wein seine markante Farbe und Struktur.
Häufig verzichten Winzer bei der Herstellung auf Zusatzhefen oder Schönungsmittel und arbeiten biodynamisch. Viele Orange Wines reifen anschließend in Tonamphoren, sogenannten Amphorenweinen – eine Technik, die den erdigen, natürlichen Charakter des Weins zusätzlich unterstreicht.
Sensorik: Farbe, Duft & Geschmack
- Farbe: von Bernstein bis kräftigem Orange
- Duft: getrocknete Früchte, Kräuter, Honig, Tee oder Nüsse
- Gaumen: komplex, trocken, mit spürbarer Gerbstoffstruktur
- Charakter: rustikal, spannend und extrem vielseitig
Abgrenzung: Orange Wine, Naturwein & Amphorenwein
Orange Wine wird häufig mit Naturwein oder Amphorenwein verwechselt – dabei sind das drei verschiedene Dinge, die sich aber durchaus überschneiden können.
Orange Wine beschreibt in erster Linie die Herstellungsart: Weißwein, der mit den Traubenschalen vergoren wird. Die Farbe und der Geschmack entstehen also durch den langen Schalenkontakt.
Naturwein hingegen steht für eine Philosophie im Weinbau – also minimalen Eingriff, spontane Gärung, kein oder kaum Schwefel, keine Schönung oder Filtration. Viele Orange Wines sind Naturweine, aber nicht alle. Es gibt auch Orange Wines, die bewusst stabilisiert und filtriert werden.
Amphorenwein wiederum bezieht sich auf das Ausbaugefäß. Wird ein Orange Wine in Tonamphoren oder sogenannten Qvevris vergoren oder gereift, spricht man von einem Amphorenwein. Aber: Es gibt auch Weißweine oder Rotweine, die in Amphoren ausgebaut werden, ohne Orange Wines zu sein.
Man kann also sagen: Ein Orange Wine kann ein Naturwein und ein Amphorenwein sein – muss es aber nicht. Entscheidend ist, welche Weinbereitungstechnik, Philosophie und Gefäße der Winzer wählt.
Bekannte Rebsorten & Regionen
Nahezu jede weiße Rebsorte kann zu Orange Wine verarbeitet werden. Besonders beliebt sind Pinot Grigio, Sauvignon Blanc, Ribolla Gialla, Chardonnay und Muskateller. In Österreich sorgen Winzer aus dem Burgenland, der Südsteiermark oder dem Kamptal für spannende Interpretationen. International gelten Friaul, Slowenien und Georgien als Zentren des Orange-Wine-Stils.
Foodpairing & Serviervorschläge
Orange Wines sind hervorragende Essensbegleiter – besonders zu würzigen Gerichten, orientalischer Küche, Lamm, Curry oder gereiftem Käse. Durch die Gerbstoffstruktur harmonieren sie perfekt mit kräftigen Speisen, wo klassische Weißweine oft zu leicht wären.
Tipp: Am besten leicht gekühlt bei etwa 12–15 °C genießen – und unbedingt aus einem großen Glas, damit sich die Aromen entfalten können.
Kritik & Reiz des Orange Wines
Orange Wines polarisieren. Manche lieben den unverfälschten, natürlichen Charakter – andere empfinden sie als ungewohnt herb oder „rustikal“. Genau das macht sie aber spannend: Sie sind anders, ehrlich und erzählen immer eine Geschichte. Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine ganz neue Weinwelt.
Fazit
Orange Wine ist keine Modeerscheinung, sondern eine Rückbesinnung auf alte Traditionen – mit modernem Anspruch. Ein Wein, der Ecken und Kanten hat, aber dafür umso mehr Charakter. Für uns bei 9Weine ist er die aufregendste Entwicklung der letzten Jahre – und ganz sicher nichts für schwache Nerven.
Hier findest du unsere Weißweine – darunter auch spannende Orange Wines von Winzern, die Mut zum Charakter zeigen.
Häufige Fragen zu Orange Wine
Ist Orange Wine dasselbe wie Naturwein?
Nicht unbedingt. Viele Orange Wines sind Naturweine, aber nicht alle. Orange bezieht sich auf die Herstellung, Naturwein auf die Philosophie dahinter.
Wie lange dauert die Gärung mit den Schalen?
Je nach Stil und Winzer dauert die Maischegärung zwischen einigen Tagen und mehreren Monaten. Je länger, desto intensiver Farbe und Geschmack.
Warum ist Orange Wine trüb?
Viele Winzer verzichten bewusst auf Filtration, um dem Wein mehr Natürlichkeit und Textur zu lassen. Das ist völlig normal und kein Qualitätsmangel.
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